Zwei Tage lang war Horb und die Hohenberghalle das El Dorado aller Narren, die sich dem Brauchtum der schwäbisch-alemannischen Fasnet verschrieben haben.
Der Närrische Freundschaftsring Neckar Gäu feierte ein Wochenende lang sein 50-jähriges Bestehen. Bereits vor 25 Jahren traf man sich an gleicher Stelle, und was sich in diesem weiteren Vierteljahrhundert im Ring getan hat, das konnte man vor allem bei der prächtigen Ausstellung bestaunen. Diese wurde von den 26 Mitgliedszünften zusammengestellt. Auch die Narrenzunft Ahldorf hatte einen Stand in der Hohenberghalle aufgebaut.
Viele der Narrenzünfte präsentierten ihre Hexen, ihre Schantle und ihre Weißnarren zwischen frischem Tannengrün und viel Laub. Neben dieser Art von Traditions-Präsentation sah man jedoch auch ganz modern gestaltete Stände. So fielen die Weitinger und teilweise auch die Ergenzinger mit ihrer fast schon musealen Schlichtheit auf. Die Horber Narrenzunft präsentierten sich im grünen Scheinwerferlicht, und die Bierlinger Moofanger mit ihrem Narren auf der Leiter. Insgesamt war die Ausstellung, die am Sonntag für die Öffentlichkeit offen war, der Publikumsmagnet überhaupt. Zeitweise war ein Durchkommen an die einzelnen Stände recht schwer. Doch Geduld lohnte sich auch hier. Man erfuhr von den Zunftmeistern und ihren Mitnarren über die einzelnen Masken und ihre Entstehungsgeschichte, die meist einen ortsspezifischen Hintergrund hat, viel mehr als bei einem Umzug oder Brauchtumsabend. Ringpräsident Thomas Fischer durfte zum offiziellen Teil am Samstagabend mehr als 400 geladene Repräsentanten der Mitgliedszünfte, darunter auch einer der Gründerväter des Freundschaftsrings, den Weitinger Ehrenpräsident und Träger des Narrenspiegels Julius "Jule" Fischer, der dem Ring mehr als 25 Jahre als erster Präsident seinen Stempel aufdrückte, begrüßen. Am Ehrentisch saßen die Vertreter von sechs Gemeinden und insgesamt waren neun Präsidenten befreundeter Vereinigungen in Horb anwesend. Um ja niemanden bei seiner Begrüßung zu vergessen, ließ sich Fischer auf einen Begrüßungsmarathon ein, der alle Vorgaben, die sich die Programm-Macher ausgedacht hatten, sprengte. Doch wo Schatten ist, ist bekanntlich auch Licht, denn Fischer betonte, dass er alle zu einer Veranstaltung begrüßen darf, bei der mit Sicherheit nicht das Badener-Lied gesungen werden muss. Er stellt noch schnell einen Teil seines Präsidiums und der Brauchtumskommission vor, um dann das Mikro an Schirmherr und Horber Hex Peter Rosenberger zu übergeben.
Der Horber Oberbürgermeister bezeichnete es als ein Wunder, dass das Mikro doch noch von Fischer freigegeben wurde. Rosenberger, dessen ganze Familie in der Horber Narrenzunft aktiv ist, betonte, dass man stolz darauf sei, dass die Narren der Gegend schon vor 50 Jahren so viel Weitblick besaßen und mit dem Närrischen Freundschaftsring Neckar Gäu ein Fundament der Brauchtumspflege ins Leben riefen. Rosenberger lobte auch die integrative Kraft, die von der ursprünglichen Fasnet ausgeht und die es schaffte, aus ihm, einem Mannheimer, eine Hex zu machen, die mit Haut und Haaren der schwäbisch-alemannischen Fasnet verfallen ist.
Walter Sieber Ringpräsident vom Freundschaftsring Zollernalb hielt abschließend eine Festrede, bei der sehr deutlich wurde, dass dort oben ein Mann steht, der "die Bütt" gewohnt ist. Glossiert, heiter und immer auf den Punkt gebracht, überbrachte er die Grußworte derArbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Narrenvereinigungen.
Teileweise kamen seine Worte aber viele Jahre zu spät. Insbesondere sein Hinweis "wenn ein Mann den Geburtstag seiner Frau vergisst, dann hat er nicht gemerkt, dass sie älter wurde" hätte einigen Herren im Publikum schon vor langer Zeit über ein paar ungemütliche Stunden weggeholfen. Den 50. Geburtstag des Närrischen Freundschaftsring Neckar Gäu vergaß an diesem Wochenende jedoch niemand. Die Fasnets-Narren feierten sich und ihren Ring zwei Tage lang in der ernsthaften Ausgelassenheit, die der Fasnet inne wohnt.
Schwarzwälder Bote, Peter Morlok 13.11.2018